Christiane Vulpius an Goethe

Izo gehen bey uns die winder Freuden am und ich will mir sie durch nichts lassen verleidern. Die Weimarer dähen es gerne aber ich achte auf nichts ich habe dich lieb und ganz allein lieb sorge für mein Pübgen und halte mein haußweßen in ornug und mache mich lustig. Abes sie könn ein gar nicht in Ruhe lassen vor gestern in Commedi komd Meißel und fracht mich sonne Umstände ob es waht währ daß du heuraths du schafftes dir ja schon Kusse und Pehrde an ich wurde am auchenblick so bösse daß ich ihm ein recht Malifieses amword gab und ich bin über zeugt der fracht mich nicht wieder weil aber immer daran dencke so habe ich heude nacht da von geträumt daß wahrt ein schlimer traum dem muß ich dir wen du komst erzeälen ich habe dabei so geweind und laut geschrien daß mich Ernesdien auf geweck hat und da ward mein ganz Kopfküssen naß ich bin sehr froh daß es nur ein traum wahrt. und dein lieber Brief macht mich wieder froh und zufrieden. Es gibt Recht Gudes Eis und ich will wieder Schridschu faren und morgen wollen wir auf den Schliden nach Kedschau faren ich Ernesdin die Madsick und die Pufellin, und hernacht faren die Freunde nach Jena und wir nach Weimar: auf die Redude freuen wir uns ser wenn du hier währs währe es freilich noch lieber aber ich höre daß es dir mit deinen Arbeiden gud gehet daß ist beser alls Reduden Freude weil ich weis wen es dir mit deiner Arbeid gud geht du auch Recht fergnücht wieder kömst und den wollen wir ser vergnügt zusam seyn…

Christiane Vulpius an Goethe | Weimar, vor Ende 1798

 

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