Clemens, ich werde dein Weib

Clemens, ich werde dein Weib – und zwar so bald als möglich. Die Natur gebietet es, und so unwahrscheinlich es mir bis jetzt noch immer war, darf ich doch nun nicht mehr daran zweifeln. Meine Gesundheit, deine Jugend, meine jetzige Kränklichkeit – ist dir, Unbefangenem, denn nicht etwas dabei eingefallen? – Und doch kann ich nicht länger schweigen. – Wärest du bei mir, so wollt´ ich es dir sagen. Mit einem Kuss, doch will die Feder nicht zu schreiben wagen den Götterschluss. Geheimnisvollstes Wunder, so auf Erden die Götter tun, was nie enthüllt, nie kann verborgen werden – so rate nun! Denk Schmerz, Lust, Leben, Tod in einem Wesen verschlungen ruhn, denk dass ein ahndungsvoller Sänger du gewesen – errätst du´s nun? Wärst du in deine vorigen Grausamkeiten zurückgefallen, so war ich fast entschlossen, eine Diebin zu werden und mit deinem Eigentum an einen Ort zu flüchten, den ich mir schon ersehen hatte, wo du mich nie, nie wiedergefunden hättest; so aber, da deine Briefe in schönem Zusammenhang sich wie eine Kette von goldenen Blumen um mich geschlungen und mich ununterbrochen immer näher zu dir geführt haben, will ich dir dein Eigentum zurückbringen und sorgsam bewahren. Mein Herz ist jetzt so frei, so leicht, so mutig, dass ich kaum noch weiß, ob ich eins habe- und meinen Kopf entführen mir Menschen, Geschäfte und Briefe. Ich habe diese Woche eine Menge Besuche gehabt – wie froh will ich sein, wenn ich nur einen Menschen sehen, nur ein Geschäft haben und gar keine Briefe mehr schreiben werde! – Ich habe deinetwegen schon wieder Streit gehabt. Es ist sonderbar, dass auch nicht ein Mensch ist, der nicht deine Talente bewundert und deinen Charakter fürchtet. – Nur ich, ich fürchte ihn nicht; es macht mich ganz fröhlich, mich einmal so ganz allein, keck der ganzen Welt entgegenzustellen. Ich werde mit dir glücklich sein, das weiß ich; ob ich es bleiben werde, das weiß ich nicht, aber was geht mich die Zukunft an? Kann ich nicht sterben, ehe ich unglücklich werde? Es müsste recht angenehm sein, in deinen Armen und von dir beweint zu sterben – besser aber doch ist´s, zu leben und sich mit dir des goldenen Lichts zu freuen, und ich versichere dich im Vertrauen, ich habe den Glauben, den Mut, die Gewissheit, dass du mich gar nicht unglücklich machen kannst.

Sophie Mereau und Clemens Brentano

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